Ziel der Untersuchung war die Klärung der Herkunft des aus einer Zwischendecke austretenden Wassers im Obergeschoss eines Bürogebäudes.
Zur Identifizierung von Wasserkörpern unterschiedlicher Herkunft hat sich die Isotopenanalyse als besonders geeignet erwiesen. Durch die Bestimmung der relativen Anteile der schwereren Wasserisotope ²H und ¹⁸O in den Probenwässern können diese verschiedenen Quellen zugeordnet werden. So lassen sich Grundwasser, Niederschlagswasser und Kondensatwässer voneinander unterscheiden. In der Regel ermöglicht die Isotopenanalyse eine klare Trennung zwischen eingedrungenem Regenwasser und Leitungswasser.
Die Anteile der schwereren Isotope werden in der sogenannten δ (Delta)-Notation angegeben. Hierbei wird das gemessene Isotopenverhältnis RRR relativ zum Isotopenverhältnis eines Standards, in der Regel des „Vienna Standard Mean Ocean Water“ (VSMOW), gesetzt, dann 1 subtrahiert und mit 1000 multipliziert. Das Ergebnis wird in „‰ VSMOW“ angegeben.
Weltweit streuen die Delta-Werte in einer Linie, die als globale mittlere Niederschlagsgerade (GMWL) bezeichnet wird. Der Achsenabschnitt dieser Geraden wird als Deuteriumexzess (d) bezeichnet. Wenn der Deuteriumexzess einer Wasserprobe deutlich von ±10 ‰ abweicht – also unter- oder oberhalb der GMWL liegt – deutet dies auf Phasenveränderungen wie Verdunstung oder Kondensation hin. Das Maß der Abweichung von der GMWL hängt von den Feuchtigkeits- und Temperaturbedingungen während der Verdunstung ab. Die Projektion einer solchen veränderten Probe auf ihre ursprüngliche Isotopenzusammensetzung nennt man Verdunstungs- bzw. Kondensationsgerade.
Die Analyse der Schadwasserprobe ergab, dass deren Werte deutlich oberhalb der Niederschlagsgeraden liegen. Mit einem erhöhten Deuteriumexzess von 32 ‰ zeigt diese Probe typische Veränderungen durch kondensationsbedingte Isotopenfraktionierung. Es handelt sich dabei eindeutig um kondensiertes Wasser aus der Betondecke.
Fazit: Das aus der Zwischendecke austretende Wasser stammt eindeutig aus Kondensationsprozessen und nicht aus einem anderen Wasserkörper.